Seit der Wintersaison 2018/19 führt die moderne 3S Bahn Matterhorn Glacier Ride I auf das Matterhorn Glacier Paradise. Sie vereint modernste Technik mit Top-Design. Dies erhöht den Fahrkomfort, macht die Bahn stabiler, minimiert die notwendigen Wartungsarbeiten und erhöht die Lebensdauer der einzelnen Komponenten. Eine technische Höchstleistung. Ab dem 1. Juli 2023 wird die baugleiche 3S Bahn Matterhorn Glacier Ride II die Bergstation Matterhorn Glacier Paradise mit der Talstation Testa Griggia auf der Grenze zu Italien verbinden. Für den Bau beider 3S Bahnen zeichnet sich der Seilbahnhersteller LEITNER verantwortlich.
Der Matterhorn Glacier Ride I transportiert 25 Kabinen mit Hilfe von je drei Seilen über drei Stützen zwischen der Talstation Trockener Steg und der Bergstation Matterhorn Glacier Paradise. Der Matterhorn Glacier Ride II wird ab dem 1. Juli 2023 zehn Kabinen zwischen der Talstation Testa Griggia und der Bergstation Matterhorn Glacier Paradise befördern, ohne zusätzliche Stützen zwischen den Stationen. Zwei der Seile fungieren als stabilisierende Tragseile und sind in beiden Fahrtrichtungen zwischen den Stationen montiert. Das Zugseil ist ein Umlaufseil, dessen Enden zu einer endlosen Schleife gespleisst wurden. Es rotiert um die beiden Stationen und befördert die Kabinen, die mit Klemmen daran befestigt sind. Bei Einfahrt in die Stationen werden die Kabinen vom Zugseil entkoppelt und mittels Reifenförderer langsam durch die Stationen geführt, bevor sie bei deren Verlassen wieder an das Zugseil gekoppelt werden.
Stabiler, komfortabler und effizienter
3S Bahnen vereinen modernste Technologie mit bester Sicherheit und höchstem Fahrkomfort. Sie bieten zahlreiche Vorteile gegenüber herkömmlichen Seilumlaufbahnen. Einerseits ermöglichen sie eine stabilere Fahrt bei hohem Windaufkommen, andererseits eine erhöhte Fördereistung und Fahrgeschwindigkeit. Mit einer Maximalgeschwindigkeit von 7.5 Metern pro Sekunde befördert der Matterhorn Glacier Ride I stündlich bis zu 2'000 Personen auf das Klein Matterhorn. Die Förderleistung des Matterhorn Glacier Ride II wird bei etwa 1'300 Personen pro Stunde liegen.
Unterschiedliche Seile für unterschiedliche Funktionen
Das Zug- und die Tragseile der 3S Bahnen stammen alle von der Schweizer Firma FATZER. Die Tragseile haben eine glatte Oberfläche, so dass die Kabinen ruhig über sie gleiten. Die äussere Lage der sogenannten vollverschlossenen Spiralseile besteht aus «Profildrähten», die ähnlich einem Reissverschluss ineinandergreifen. Durch diese Herstellungstechnik können die einzelnen Profildrähte selbst bei einem Bruch nicht aus dem Seilverband austreten.
Ihre glatte Oberfläche schützt die Tragseile ausserdem vor dem Eindringen von Feuchtigkeit und Schmutz. Zwei der vier Tragseile sind mit Lichtwellenleitern ausgestattet und garantieren eine redundante Datenverbindung zwischen den Stationen. Sie ermöglichen auch die permanente Überwachung wichtiger Kennzahlen, beispielsweise die Litzenanker der Bergstation oder die Seilspannung betreffend und übertragen Internet und Intranet.
Das Zugseil besteht aus verseilten «Litzen» und ist zu einem Endlos-Seil gespleisst. Es besteht aus sechs Litzen, die wiederum aus jeweils 36 einzelnen Drähten gefertigt sind. Im Gegensatz zum Tragseil ist seine Oberfläche nicht flach, sondern schrauben-linienförmig um einen Kern gewunden. Diese Verarbeitung macht das Zugseil besonders dynamisch und auch bei mechanischer Belastung sehr widerstandsfähig.
Lesen Sie hier mehr über die Herstellung der Seile: Herstellung der Drahtseile - eine Wissenschaft für sich
Moderne Kabinen mit je 28 Sitzplätzen
Die Kabinen des Herstellers SIGMA sind mit Massen von 3.7 auf 3.6 auf 2.2 (Höhe) Meter und 28 Sitzen pro Kabine deutlich grösser als jene anderer Umlaufbahnen. Ihr grosser Einstieg ist ebenerdig und ermöglicht ein problemloses Mitführen von Sportgeräten sowie einen barrierefreien Zu- und Ausstieg mit dem Rollstuhl oder Kinderwagen. Die grosszügigen Kabinen bieten durch ihre Rundum-Panoramaverglasung eine spektakuläre Aussicht auf das hochalpine Bergpanorama. Das Beleuchtungskonzept wurde in Zusammenarbeit mit Bartenbach Lighting Design erarbeitet. Neueste Technik fliesst auch in das umfassende Energieversorgungskonzept. Mittels Supercaps, die sich beim Umlauf an den beiden Stationen aufladen, sowie Generatoren in den Rollen des Laufwerks werden die Kabinen mit Strom gespeist. Das Design der Kabinen stammt aus dem weltberühmten Studio PININFARINA und besticht durch dem Autodesign nachempfundene, beheizte Sitze und die Verwendung von hochwertigen Materialien wie Leder und Alcantara.
Angetrieben von LEITNER DirectDrive
Speziell ist auch der Antrieb der beiden 3S Bahnen, denn das Antriebssystem LEITNER DirectDrive wurde ganz ohne Getriebe konzipiert. Das Getriebe überträgt in einem herkömmlichen Antrieb die vom Motor erzeugte Bewegung auf die Bahn.
Der LEITNER DirectDrive besteht aus zwei langsam laufenden Synchronmotoren, deren Ausgangswelle direkt mit der Seilscheibe verbunden sind. Da der Antrieb mit wenigen Teilen und niedriger Drehzahl arbeitet, reduzieren sich Verschleiss und Ausfallrisiko der Bahn deutlich. Neben der höheren Zuverlässigkeit überzeugt der Antrieb auch durch eine wesentlich geringere Geräuschentwicklung. Getriebeöl, das bei einem Getriebe erforderlich wäre, entfällt beim DirectDrive komplett, wodurch er besonders umweltfreundlich ist.
Der Matterhorn Glacier Ride I verfügt über zwei Antriebe, die jeweils auf einer Seilscheibe montiert sind. Besonders daran: Beide sind so gross dimensioniert, dass bei Ausfall eines Antriebs der andere den weiteren Bahnbetrieb problemlos gewährleisten kann. Das Bremssystem besteht aus einer Betriebs- und Sicherheitsbremse, welche beide direkt auf die Antriebsscheibe wirken und mit zwei voneinander unabhängigen Hydrauliksystemen ausgestattet werden. Damit ist es besonders sicher.
Das Steuerungssystem – Herzstück der Seilbahn
Die Steuerung LeitControl von LEITNER ermöglicht eine übersichtliche und einfache Bedienung der Anlage. An einem einzigen Bedienpult können alle für die tägliche Arbeit notwendigen Funktionen ausgeführt werden. Während früher bei herkömmlichen Steuerungen für manche Arbeitsschritte bis zu sieben Teilschritte durchgeführt werden mussten, sind diese bei LeitControl in nur einem Arbeitsvorgang gespeichert und werden vollautomatisch ohne weiteren Eingriff umgesetzt. Das Steuerungssystem ermöglicht die permanente Überwachung der Anlage auf dem Monitor und auch mobil.